03.08.1999: Oscar D'Leon in Darmstadt

Ein Bericht von Klaus Neuhaus für SalsaDE

vom Konzert am 03.08.1999 in der Centralstation

 

Salsitas und Salseros, und nicht nur die, kommen in diesem Sommer auf ihre Kosten. Die unbestrittenen Könige und Königinnen des Szene geben Schlag auf Schlag Konzerte in Deutschland. Compay Secundo, Ruben Gonzales, Omara Portuondo, Celia Cruz & José Alberto, Willie Colon um nur einige zu nennen, und am Dienstag Abend (3.8.) gastierte Oscar D’Leon in der Darmstädter Central-Station...

Konzert Ausverkauft! So freute sich jeder, der eine Karte in der Tasche hatte auf den mit viel Vorschußlorbeeren bedachten Oscar und seine Band. 21.30 Uhr sollte es losgehen, eine für Latinokonzerte durchaus passable Uhrzeit. Um viertel vor zehn quälte sich ein heimischer Moderator durch eine kurze Ansage und 14 korrekt in dunkle Sakkos gekleidete Musiker betraten die Bühne. Die Besetzung war beeindruckend: 9 Bläser, 3 x Perkussion, 1 x Kontrabass und 1 Mann an den Tasten... Ein glasklares Opening auf der Trompete rief dann die beiden Vokalisten auf die Bühne: der eine, sehr kräftig in etwas zu enges blaues Tuch gezwängt, der andere unverkennbar Oscar: gelbes Sacko, schwarzes Shirt, exakter Schnäuzer, wie überhaupt alles an diesem Mann von Präzision geprägt zu sein scheint.

 

Er gönnt sich und seinen Mannen keine Pausen zwischen den Stücken, am laufenden Band folgt ein Hit nach dem anderen, quer Beet, mischt er neue Titel mit Evergreens und Klassikern z.B. Santana’s Oye Como Va, als brillianter ChaCha celebriert wechselt mit Rumbas und Merengues und natürlich Salsa... und Oscar bleibt nicht allein: immer wieder klettern Fans, vornehmlich aus Kuba, auf die Bühne: weibliche wie männliche und sie tanzen neben ihm, als wären sie Teil der Show, und sie sind es. Wenn eine Latina ihre offenbar angeborenen tänzerischen Fähigkeiten auspackt, dann knistert es vor Erotik und uns Europäern bleibt nur das Staunen. Da zeigt eine "No-Name-Latina" eine spontane Tanzshow direkt vor Oscars heraustretenden Augen, daß nicht nur ihm Hören und Sehen vergeht.

 

Ein Foto mit Oscar? Kein Problem: Ohne das Konzert zu unterbrechen stellt sich einer nach dem anderen auf der Bühne in Position, einer der Musiker macht das Bild: Oscar, singend in der einen Hand das Mikrofon, die andere auf der Schulter des Bildpartners, ein Küsschen als Dank und der oder die nächste klettert auf die Bühne: Unvorstellbar, daß es sowas gibt.

 

Gegen 23 Uhr die erste Pause...15 knappe Minuten Zeit sich irgendwo ein Getränk zu ergattern... bei der obligaten Tombola läßt Sponsor Avianca einen Flug nach Südamerika springen und schon ist Oscar wieder da: Voll aufgetankt stürmt er weiter, stets präzise und excellent unterstützt von seiner Band: Und da kennt Oscar keine Gnade: Die Techniker bekommen unmittelbar ihr Fett ab, wenn mal ein Mikro nicht richtig eingestellt ist, der Ton nicht so kommt, oder gar eine Rückkopplung die göttlichen Ohren des Meisters verletzen.

 

Aber das ist die Ausnahme: Die Show hat Priorität: Zeitweise tummeln sich 12 Gäste um Ihren Star, tanzen, singen, trommeln, schwenken Kubanische und Venezulanische Flaggen und heizen die Stimmung immer weiter an: und das schöne daran: als wäre es das natürlichste von der Welt, keiner dreht durch, keine Security-Leute sind zu sehen, Oscar nimmt sich sogar zurück, überläßt das Mikrofon z.B. einer temperamentvollen Unbekannten, die mit ihrer Stimme durchaus Paroli bieten kann: Das Publikum ist spätestens jetzt vollkommen aus dem Häuschen und Oscar ist es auch... Und die Band: alle unterstützen das Spiel, und wenn sie gerade keinen instrumentalen Einsatz haben, dann tanzen und albern sie herum, zerren sich über fünf Armlängen an den Ohrläppchen oder holen sich eine Latina zum Tänzchen zwischen Notenständer und Instrumente. Eine einzige Party tobt auf und vor der Bühne.

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Stets mit dem richtigen Ton

Folgender Artikel von Gerd Döring war in Echo-Online, der WEB-Seite des Darmstädter Echo's zu finden:

 

Salsa mit Oscar D’Leon in der Darmstädter Centralstation

 

Schlechte Karten für spontane Besucher in der Darmstädter Centralstation: „Ausverkauft“ steht auf dem Schild an der Kasse und es treibt verzweifelten Fans von Oscar D’Leon Tränen in die Augen. Ein bunt gemischtes Völkchen traf sich zur Salsa-Nacht mit dem Star der Salsa-Szene in Darmstadt – Landsleute des Musikers aus Venezuela, Kolumbianer und Kubaner, Mambo-Fans und Latin-Dancer. Schon nach den ersten Takten der fünfzehnköpfigen Band sprang der Funke über – begeisterte Zurufe aus dem Publikum, rhythmisches Klatschen der versammelten Fangemeinde und erste artistische Tanzeinlagen.

 

Da ließ sich die Band nicht lumpen. Ganz zu schweigen vom Leader. Der gab mal den Party-Löwen in seinem kanariengelben Jackett, spielte eine kurze Pantomime und schmiss sich geradezu in den nächsten Song. Oscar D’Leon ist ein begnadeter Sänger, der stets den richtigen Ton findet. Ob im hohen Falsett oder im staccatohaften Rap, ob in den wenigen Balladen oder im atemlos-schnellen Sprechgesang des Salsero. Vor dem rhythmischen Hintergrund von Congas und Timbales erzählt er seine Geschichten, scherzt mit dem Publikum und dirigiert seine Band. Der Mann braucht kein Instrument, er gebietet ja über all die Trompeten, Posaunen und Saxophone.

 

Musiker mit so klangvollen Namen wie Pamir Guancaz De Sta Florentina oder Tarcisio Pinanco Quitana hat D’Leon dabei.Musiker, die neben den tänzerischen und schauspielerischen Gaben auch bestens ihre Instrumente beherrschen. Mitten im Gesangspart wirbelt der Meister um die eigene Achse, zweimal, dreimal wedelt er mit der Hand – die Hörner mischen den Salsa mit messerscharfen Klängen auf, hier ein Tupfer Percussion, dort ein wenig Piano – schon geht es weiter im Text.

 

 

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