06.10.1999: 60 Jahre, und kein bischen weise...

Orquesta Aragon am 06.10.1999 in der Centralstation Darmstadt

 

Ein Bericht von Klaus Neuhaus für SalsaDE

 

Mittwoch Abend, Beginn 20.30 Uhr, seit langem waren sie angekündigt, die 14 Mannen des legendären Orchesters ARAGON, direkt aus Cuba. Zum 60-jährigen Jubiläum tourt man durch Europa. Charanga ist angesagt, da streichen vier Violinisten und ein Querflötist flötet das, was anderenbands die Bläser besorgen. Diese "Tanzkapelle" spielt authentische cubanische Musik, wie kaum eine andere.

 

Mitten in der Woche, da fängt ein Konzert, auch eines aus dem Trend-Genre Cubanismo schon um halb neun an. Da muß man ganz schön in die Socken kommen. Was dem Autor natürlich nicht so ganz gelang. Es war schon nach neun, als ich endlich mit Kamera bewaffnet vor Ort war... Die große Bar steht neuerdings mitten im Saal, da wo man noch im August bei Oscar D’Leons genialem Gastspiel richtig abzappelte. Aber das störte nicht, weil es war heute zwar gut besucht, aber so voll nun auch nicht. Was mich eher verwunderte, war die eher verhaltene Atmosphäre die die Legenden da im Saal "entfacht" hatten. Da spielte ein Orchester, in uniformen Westen, weißen Hemden und schwarzen Hosen z.B. exakte Salsa, bestens vertanzbar, aber irgendwie fehlte da was. Richtig, wo kein Funke, da kann auch keiner überspringen. Durch die Bank zeugten die Minen der Musikanten von professioneller Routine. Gelangweilt und irgendwie, als wären keine Leute im Saal, spielten Sie ein Stück nach dem anderen und verschwanden pünktlich nach einer Stunde "Arbeit" in die Pause. Zweifellos professionell, kein "Tönchen" wagte sich an den falschen Platz, aber es wirkte alles recht lustlos. In der Pause freuten sich 5 Glückliche über Tombola-Gewinne des Sponsors Avianca, immerhin gewann eine Dame aus Kolumbien einen Flug für zwei Personen nach Rio... Der zweite Teil des Konzerts begann, wie der letzte endete. Ein Kameramann tauchte zwischen den Musikern auf, interessierte sich für die schnellen Füße eines ergrauten Bandmitgliedes, welches wie ein Versuch die Stimmung anzuheizen, ein paar Salsa -Tricks celebrierte, was den verdienten Applaus einbrachte. Und dann tauchte der älteste der Truppe in der ersten Reihe auf so einer von der Sorte der alten Buena-Vista-Männer, die genau wissen, wie ein Publikum zu begeistern ist. So langsam kam dann doch etwas Stimmung auf. Im großen und Ganzen war das alles recht ordentlich, aber eben auch nicht mehr. Die Tagesform sprach heute gegen einen kochenden Saal, doch das hat man bei dieser Band auch schon anders erlebt... vielleicht beim nächsten Mal. (Nh)