20.06.01 Africando in der Centralstation...
"Africando", eine Salsa-Band aus dem Senegal war angekündigt. In der Szene assoziiert man gleich den Ohrwurm "Aicha" [Aïscha], vorausgesetzt man kennt denn die Titel und Bands der Stücke, zu denen man am liebsten tanzt. Nur das ist bei den meisten Salseros eher nicht der Fall.
Jedenfalls von den Anwesenden sollte niemand enttäuscht nach Hause gehen. 14 Musik- und Gesangprofis stehen auf der Bühne, davon mehr als die hälfte "käseweiss", (was man bei dem Absenderland nun nicht unbedingt vermutete) "Vereintes Afrika", so Africando übersetzt, das sind: (nur) 4 Afrikaner, davon 3 aus dem Senegal plus dem 2-Meter-Mann Ronnie Bario (geb. in New York), welche die Gesangsgruppe und das Rückgrat der Band bilden.
Die für diese Tour von Maestro Maiga zusammengestellte Band zeichnete sich unter anderem durch ihre Internationalität aus: Frankreich, Brasilien, Cuba, Puerto Rico, Kolumbien schickte eine Allstar-Mannschaft des Afropop, so war es in der Voranzeige zu lesen. Erkannte man sofort im esten Durchgang den unverwechselbaren Africando-Sound, so gingen es die Mannen noch etwas verhalten, ähnlich einem Warm-Up an - und schon nach knapp 45 Minuten war Pause angesagt. Im zweiten Teil ging es wesentlich ausführlicher und lebhafter zur Sache. Da hatte sich das Publikum so richtig warmgezappelt: Jeder der 5 Frontsänger begeisterte mit seiner eigenen Art, seiner eigenen Mischung aus afrikanischer, französischer oder spanischer Sprache mit individuellem Timbre.
Hingegen gehörten Soli der Instrumentalisten kaum zum Programm, ebenso nicht das Abspulen von bekannten Hits. Die Band verzichtete darauf bis zur knappen, aus lediglich 3 Stücken bestehenden Zugabe. "Aicha" jedoch, den Hit der Band schlechthin, forderten die Fans vergeblich, mussten aber nicht darauf verzichten, denn DJ Sukker hatte die Scheibe im Koffer. Dank des grosszügigen Platzangebots kamen die zahlreichen Tänzer jedenfalls voll auf ihre Kosten. Die Stimmung war bestens, die Abmischung war, wie man es in dieser Location nicht anders kennt, optimal. Dass noch Tische im Saal standen, war einerseits angenehm, aber bestätigte es die befürchtet enttäuschende Resonanz, sprich es war wohlwollend gerade mal ½ voll. Das verstehe wer will: finanziell ist das auf jeden Fall kein Zuckerschlecken für den Veranstalter.
Mangelnde Popularität zum einen, aber zum anderen gibt es in der Region Mainz/Darmstadt im Juni und Juli mit 6 Spitzenkonzerten des Genres ein so geballtes Angebot, wie es die Republik wohl selten erlebt hat. Geht man von rd. 50 Mark durchaus berechtigtem Eintrittsalär pro Gig aus, so läppert sich das und man überlegt schon, wo man hingeht. Africando war es jedenfalls allemal wert.
Wenn am 5. Juli Oscar D'Leon an gleicher Stelle sein drittes Konzert innerhalb von 2 Jahren gibt, dürfte die "Hütte" mal wieder aus den Nähten platzen. Das bleibt dem mutigen Veranstalter, der uns solche "Leckerlies" trotz aller Risiken seit Jahren immer wieder präsentiert, auch zu wünschen.
Klaus Neuhaus exclusiv für Salsa.de