22.11.02 Septeto Santiaguero - Brotfabrik Frankfurt...

Wer schon mal in Santiago de Cuba war und das "Glück" hatte, das Septeto an dem Ort zu erleben, dessen Namen sie in die Welt tragen... z.B. im auf Kühlschranktemperatur klimatisierten "Casa de la Musica", der weiß um die Vorzüge einer Brotfabrik als Spielstätte. Auf Cuba sitzt man in nüchternen aber für dortige Verhältnisse hippen Ambiente, wie gesagt "gerne arktisch kalt" klimatisiert. Die Urlaubskleidung, für gewöhnlich den äusseren tropischen Klimabedingungen angepasst, ist da so fehlplaziert, wie ein Skianzug unter Palmen... und wer seinen Sitzplatz am Tisch verlässt, um sich vielleicht auf der Strasse etwas aufzuwärmen, läuft Gefahr, für den Rest des Abends zu stehen... Also wartet man so zwei bis drei Stunden auf den Beginn des Live Acts. Wenn dann noch Herr Ochoa (der mit dem festgewachsenen Cowboyhut, bekannt aus dem Streifen "Buena Viesta Social Club") zum Bier hereinschaut wärmt das nicht unbedingt auf, aber man fühlt sich irgendwie am Nabel der Musik, die wir so lieben...

Sind die Strapazen bis zum Auftrittsbeginn überstanden, sind sie auch schon vergessen... Denn das Septeto - zu Beginn ihrer Karriere waren das mal acht Akteure, aber man nimmt es auf Cuba eben nicht so genau - spielte in Santiago ebenso fulminant und mitreissend auf, wie heuer in der Brotfabrik. (Nur in Santiago war es wesentlich lauter. Das ist auch so ein cubanische Marotte: Laut muß es sein...) Bestens tanzbarer Salsa, besser Son, die für Santiago typische ursprünglichere Form reizte Ohren und alles was dazwischen sitzt, bzw. letzteres nach unten verlängert :-). Es dauerte nur zwei drei Stücke, bis Band und Publikum zu einem wogenden Meer aus Musik und Bewegung verschmolzen. Virtuose Einlagen aller Sieben würzten immer wieder die Show der optisch eher gediegen auftretenden Kubaner. Dies sollte sich allerdings zum zweiten Teil ändern: Hautenge Shirts ersetzen den Zweireiher, was anschaulich machte: Wohlgenährt waren Sie alle, und das im Gegensatz zu den Bildern auf Plakaten und CD-Covern. Die Ansätze so mancher "Schwimmreifen" sind wohl auf leckeres Essen während der Tour durch Europa zurückzuführen, aber eben nur Ansätze. Sie konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass zumindest die Vocals an der Front mit Bodybuilding oder ähnlichen Training ihren Eindruck auf die Damenwelt puschen wollen, was sogar nicht zu der sagenhaften Stimme des voz solista Rinaldo Caballero passte.

Im Publikum erblickte man schon diesen und jenen Salsatänzer, aber die Mehrheit hatte mit der eigentlichen Salsa-Szene, die ja in der Brotfabrik beheimatet ist, nich viel am Hut. Wieder einmal ein Indiz dafür, dass die nicht anwesenden Tänzer, die hier voll auf die Kosten gekommen wären (auch wenns eng war) nur selten wissen, zu wessen Musik sie tanzen, bzw, Sparbrötchen sind, die lieber zur preiswerten Konservenmusik tanzen. Volles Haus war es allemal und die, die sich nicht rechtzeitig um Karten gekümmert haben, fürchteten schon um den Einlass, aber das klappte denn doch. DJ Fred gestaltete die anschließende Noche de la Salsa, und gut ein Drittel der Konzertgäste nutzten die Chance zum Schwoof, auch mit den Musikern, die nach ausgiebiger Mahlzeit im Collage mit viel Lust und Zeit zum Tanzen aufgelegt waren. Auf die Quizfrage, wer von den sieben den besten Tänzer abgab, lag man falsch, wenn man auf den hüftschwingenden Rinaldo tippte... Die Mädels, die es getestet haben waren sich einig: Der beste Tänzer ist der Dicke-Backen-Mann, Miguel Jimenez - während des Konzertes optisch in der zweiten Reihe, aber akustisch mit seiner "trompeta" einer der "Tonangebenden". Sensationell die "Riffs" des Bandleaders Fernando Dewar auf seiner "coros". Auf der kleinen Gitarre, mit einer solchen wurde auch Rentner Compay Secundo berühmt, glänzte Fernando einige Male und trieb dem faszinierten Publikum die Tränen in die Augen.

Alles in Allem ein gelungener Abend in der Brotfabrik, Wohlfühlatmosphäre zum Wochenende und ich glaube es gab niemanden, der von diesem Gig nicht zufrieden nach Hause gegangen ist.

Klaus Neuhaus für SalsaDE