26.03.05: La Feria del Changó

Ostern/26.März 2005

Ein Bericht von Klaus Neuhaus exclusiv für SalsaDE

 

Dieses Ereignis im würdigen Rahmen der Jahrhunderthalle hätte mehr Besucher verdient. Rund 1500 Fans versammelten sich am ersten Abend in den großzügig eleganten Komplex. Für Latinoverhältnisse recht pünktlich und ohne allzu große Verzögerungen erlebte man alle Live-Acts. Die waren super drauf und spielten mit Top-Besetzungen. Rund 100 Musiker spielten auf, die Drehbühne half bei den Wechseln von einem zum anderen Top-Act, die Pausen im Rahmen zu halten. Viel Platz zum Tanzen auf feinstem Parkett zu feinster Musik. Was will man mehr. Hans-Dieter Otto zeigte sich zu später Stunde spendabel: Wer gestern da war, darf heute mit gleichem Ticket noch einmal... So verkündete er zwischen Tito Rojas und Los Van Van... Gegen zwei standen die "Stones Cuba's" auf der Bühne und eröffneten mit dem Titelsong ihrer neuen CD "Chapeando" fulminant den letzten Live-Block und rissen die konditionell bereits mehrheitlich angeschossenenen Latino-Fans nochmals aus den Stühlen auf die große Tanzfläche vor der Bühne...

 

Der durchweg geile Sound garantierte bestes Musik- und Tanzvergnügen, quer durch alle Latino-Musikgenres. Merengue von Altmeister Sergia Vargas, pfundig und super-salsa-drauf Tito Nieves mit BigBand. Frank Reyes nahm seine Fans mit in die DomRep: kraftvolle und romantische Bachata im Wechsel. Der Gallo de la Salsa, Tito Rojas machte seinem Namen Ehre und man fühlte eine Art heimlichen Wettbewerb der Stars, keiner wollte dem anderen nachstehen - sehr zum Vorteil des Publikums. Gut gelaunt vereinte Tito Rojas seinen NewYorker Kollegen Tito Nieves und Samuel Formell von Los VanVan auf der Bühne, die Fahnen Puerto-Ricos und Cubas flatterten nebeneinander...

 

Wer die heutige zweite Chance nicht wahrnimmt, verpasst wahrlich eine Sensation...

 

Auf geht's!

Teil 2

der Nachtrag von Martin (Sonntag)

 

Nicht mehr ganz so viele Besucher schienen gekommen zu sein. Zu schade, ist doch heute die Stimmung "at its best" und die ganze Organisation perfekt, durchdacht und edel, ganz dem Event angemessen. Der Rahmen, das ist die Cafeteria mit leckeren Speisen, die vielen Getränkestände, Merchandisingprodukte, der perfekte Sound und die Halle - das alles war wie es kein Veranstalter vor Otto so organisiert hat. Hans Dieter nimmt es mit Humor, es ist seine Party - die Stars fühlen sich ebenso wohl wie die Gäste. Sie lassen es in den Ansprachen zwischen den Liedern das spanisch verstehende Publikum wissen. Das Changó und Hans-Dieter werden auf Sonero-Art in die Lieder eingebaut. Wahrscheinlich war auch Back-Stage alles perfekt...

 

Im Gegensatz zum Vorabend kam Los Van Van an Position 3, was bedeutete, das sie diesmal das volle Programm liefern konnten. Wer den Musikern näher als 200m kam, war dem Swing und dem cubanischen Druck der Salsa sofort erlegen - hier werkelte ein Orchester junger Meister!

 

Mein persönlicher Superstar war Frank Reyes. War sein erster Auftritt vor einigen Jahren im alten Changó noch ein absoluter Geheimtipp und er mit seiner Bachata wohl auch noch am Anfang der Karriere, so kam nach einigen Bachatarengues ein bachata-Hit nach dem anderen. Mann hat der viele Ohrwürmer abgeliefert! Das Publikum (vorne an der Bühne wo die größten Fans sich drängten) sang jedes Stück mit und Franky Boy Reyes war mehr als nur der "Principe de la Bachata". Eigentlich sollte man ihn nun auf den "Rey" umtaufen...

 

Am Rande bemerkt: Abdelhakim, der Meister-Knipser aus Hannover kam von einem Foto-Auftrag die sechs Stunden aus Leipzig herüber und bannte die Stars samt Fans in inspirativer Art und Weise auf seine Webseite www.salsafever.de Die Stars ließen sich davon jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen und die Fans haben eine Menge privater Fotos vom Konzert und von der After-Party zum Ansehen...

 

Die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die großen Latino-Konzerte in den 70er Jahren. 4-5tausend kamen in die Festhalle. Im Gegensatz zu früher gibt es mittlerweile eine riesige Salsa-Szene in Deutschland - wo waren sie alle? "Zu teuer" (bei <10Euro pro Superstar), "echt? Wo war das?" (überall lagen die Flyer, SalsaDE und andere Webseiten berichteten von Anfang an), "wer hat da gespielt?" (ja, interessieren die sich denn gar nicht für ihre Musik???). Bitte liebe DJ's: Sagt, was Ihr spielt, damit die Leute wissen, wen Sie gut finden können!

Und Ihr Salseros, die hätten kommen können und zu Hause geblieben seid: Der Spaß am Salsa und die Freude an der Musik verhundertfacht sich, wenn ihr gelegentlich ein Konzert besucht und die Stimmung dort in euch aufnehmt.

Ich bin jetzt das 15. Jahr beim Salsa, kann zwar nicht so perfekt tanzen, aber ich werde immer wieder angeprochen, weil man mir die Begeisterung an der Musik anmerkt. Und ich lasse nach Möglichkeit kein Konzert aus...

 

"La Feria" war wieder ein kräftiger Schluck Lebenselixir für mich.

 

Fazit: Danke Otto, ein Festival, wie wir es hier noch nie gesehen haben!