26.10.2001: Victor Manuelles einziges Konzert in Deutschland

Laut Webseite der Discotheka Chango, FFM, welche als Veranstalter Victor Manuelle nach Frankfurt holte, sollte man schon um 20.30 im Saal sein, wollte man die angekündigte Tanzshow nicht verpassen... Ausverkauft, hieß es schon einige Tage vor dem Gig, 1000 Karten, und da das Nordwestzentrum nicht gerade die Festhalle ist, stellte man sich auf drangvolle Enge ein, zumindest vorn an der Bühne.
49 Mark, (bzw. 59 incl. Stuhl...) sind eine akzeptable Finanzierung für einen Abend zum Mitsingen... Victor Manuelle ist wohl einer der populärsten seines Genres in Europa... in Übersee, da wo er herkommt, scheint es eher ruhig um ihn bestellt. 1999 kam seine letzte CD "inconfundible" heraus, ein eher unterdurchschnittlicher Erfolg... mißt man sie an den zahlreichen ausgesprochen gut tanzbaren Salsahits, die er hatte.

Also von einer Tanzshow habe ich nichts mitbekommen aber die Cocktailmannschaft im Foyer hatte dafür umso mehr zu tun. Die Caipirinhas und Mochitos gingen wie nix und waren total lecker.

Hans Dieter Otto, Chef vons Ganze, wirbelte zwischen Bühnenmikrofon und Garderobe, Foyer und Abendkasse hin und her, ganz wie man ihn kennt, und wer ihm in die Quere kam, wurde freundlichst persönlich begrüßt... Irgendwas "paarundzehn" erklärte er, was eigentlich jeder schon wußte: man wartete noch ein wenig auf die vielen Fans, die von Hamburg und München anreisend noch nicht eingetroffen waren... (derweil sich Victor im Hotel nebenan bereits aufhielt.) Aber was solls, die Musik der DJ's genügte der Gemeinde und der ganze Saal war ausgelassen am Tanzen, denn entgegen der eingänglichen Vermutung: Platz zum Tanzen gab es genügend.
    

Die Musiker klimperten schon eine ganze Weile auf ihren Instrumenten begleitend zur Konservenmusik... als wenn sie auf irgendjemand warteten. Und richtig, wie im Kino verriet das Herunterdimmen der Beleuchtung, "jezz jehts los..." Neben 10 Musikern eilten zwei Frontvocals an ihre aufgebauten Mikrofone. Der linke davon hätte Victor sein können, viele haben ihn auch dafür gehalten, die Victors Konterfei von der Eintrittskarte noch in Erinnerung hatten... aber weit gefehlt: Der "Oberbarde" ließ sich noch ein paar Takte Zeit, bis er denn, oh Schreck, kahlgeschorenen Hauptes im Ganzkörperlederanzug zur Tat, bzw. zum Gesang schritt.

Diese Frisur scheint, ausser bei denen, die sie naturbedingt haben, ausgesprochen "hip" zu sein... vorteilhaft erschien sie mir nicht, zumal Victors gemütliches Doppelkinn irgendwie umso besser herauskam. Aber was sind schon Äußerlichkeiten... denn was nun folgte war ein Abbrennen einer Nonstophitparade... Jeder Titel gut bekannt, gut tanzbar - manchmal ein wenig verwechselbar, aber einfach schön anzuhören. Der Sound war ausgesprochen gut abgemischt, kein einziges Pfeifen, kein Brummen, nicht zu laut, nicht zu leise... eine wohltuende Akustik: Es hörte sich perfekt an, fast wie auf CD... und das war es denn auch, was man der ganzen Show, die eigentlich keine war, ankreiden könnte: Perfekte Stimme, ebenso perfekte Begleitung, ein top Sound... Aber keine Show. Die Akteure auf der Bühne schienen zeitweise festgewachsen, da gab es bis auf eine Ausnahme (Trompetensolo in Front) null Improvisation. Nur einer war vorne: Victor. Das war steril, und hätte man den Vorhang zugezogen, es wäre kaum aufgefallen... Den Fans war das ziemlich gleich, mitgesungen wurde, was die Kehlen hergaben und da kommt halt automatisch Freude auf.
Nach einer ausgiebigen Cocktailpause, die wegen der unzähligen weiblichen Fans, die sich mit ihrem Star fotografisch ablichten lassen wollten, wesentlich länger dauerte als angesetzt, ging es an die Fortsetzung... Wer jetzt mehr Show oder Interaktion erwartete wurde enttäuscht. Ach doch... es gab da einen Versuch à la Oscar D`Leon, ein paar Mädels auf der Bühne mittanzen zu lassen... doch die wurden so schnell zudringlich, dass ein paar kräftige Mannen den Star von diesen befreiten und die Damen wieder vor die Bühne hieften.

Gongschlag zwölf war das Konzert zu Ende und Victor verließ, nachdem er sicherlich alle seine Hits celebriert hatte, mitsamt seiner Mannschaft die Bühne, allerdings über die Seitentreppe Richtung Foyer. Dort wurde er im Nu von seinen zumeist weiblichen Fans vereinnahmt... Eine Rückkehr zwecks Zugabe schien damit ausgeschlossen, so richtig "otra" kam auch erst gar nicht auf..., und so dimmte man die Beleuchtung wieder hoch. Hans-Dieter Otto lud noch ins Chango zur Party bis in die frühen Morgenstunden...

Summa sumarum ist es dem Chango mal wieder gelungen, in kurzer Zeit ein Konzert auf die Beine zu stellen, das musikalisch seinen Fans allemal gerecht wurde... und wirtschaftlich dürfte es auch gut gegangen sein... Dies ist im Hinblick auf weitere Konzerte sicherlich ein nicht unbedeutender Nebenaspekt...

Klaus Neuhaus für SalsaDE