Salsatanzen(lernen) auf Cuba mit ViaDanza
Reisebericht vom Oktober 2011
Wie ist das eigentlich, Salsatanzen auf Cuba. Einmal war ich schon dort 2000. Schon damals erinnere ich mich, war die Musik aller Orten und in den Casas de la Musica, egal ob in Havanna oder Santiago wurde getanzt, dass dem Durchschnittseuropäer Hören und Sehen verging... Damals schauten wir uns in erster Linie die Insel an. Salsa war quasi ein Nebenschauplatz.
Nunmehr wollte ich wissen, wie man mit dem seit über 10 Jahren auf Cuba agierenden Tanzreiseveranstalter VIADANZA die Salsa in seinem Mutterland erlebt.
Vorab: Alle Erwartungen diesbezüglich (wobei ich mir nicht sicher war, was ich eigentlich erwartete) wurden mehr als erfüllt. Komme ich da tänzerisch mit, oder bin ich hoffnungslos überfordert? Wer tanzt denn da mit mir, ich fliege ja als "Einzelperson". Immerhin tanze ich seit gefühlten 100 Jahren in der Rhein-Main-Szene, habe schon diesen und jenen Salsa-Kongress erlebt und auch der Cubanische Salsastil liegt mir. Spanisch hingegen ist nicht so mein Ding... Mit "Bitte, Danke, Guten Tag, Gute Nacht", erschöpft sich mein Sprachwissen... Aber egal. Der Veranstalter kündigt eine muntere Gruppe von Teilnehmern quer aus Deutschland an, sogar ein Schweizer ist dabei. Wird schon schiefgehen.
Der Flug mit der AirFrance von Frankfurt via Paris war angenehm und dank nagelneuer Maschine war man mit dem persönlichen Monitor mit Filmchen und Spielen gut versorgt. Der Tagesflug endete in den frühen Abendstunden Cubas und trotz langer Schlangen bei der Visa-Kontrolle und dem Gewusel der Abholer am Gate fanden wir unsere Abholer Pedro und Alex, die uns in den nächsten Tagen zuverlässige Begleiter sein sollten. Schnell noch 50 Euro in Cucs, (Cubanische Toruistenwährung, die seit 2004 den Dollar abgelöst hat) getauscht und schon saßen wir zu fünft im gut gekühlten Bus, der uns nach Havanna brachte. Nach der Ankunft im Hotel (andere zogen Privatquartiere vor) hieß es "bis morgen um 10, da treffen wir uns zur Vorstellung und Besprechung".
Das Hotel in der Altstadt war in den Neunzigern restauriert und mit seinem Innenhof recht malerisch. Das ortsübliche Leben in den Gassen und die Bauweise haben hingegen mit europäischen Standards nicht viel gemein. Oropax gelten hier allgemein als guter Tipp für geruhsamen Schlaf. Denn die Altstadt von Havana ist nicht nur malerisch, nachts ist sie lebhaft und tagsüber eine riesige Baustelle, denn unzählige Gebäude werden mit internationaler Hilfe saniert, um zu retten, was zu retten ist. Z.T. kommen die Bemühungen zu spät, denn Jahrzehnte wurde hier von der Substanz gelebt. Viele, einst glanzvolle Bauten machen eine z.T. trostlosen Eindruck oder es stehen nur noch Fassaden, die von Gerüsten notdürftig gehalten werden, auf eine Sanierung wartend. Die Tropenstürme bringen regelmäßig Gebäude zum Einsturz.
Das Meeting findet pünktlich um 10 Uhr statt, erstmals findet sich die Gruppe zusammen und man bekommt die wichtigsten Informationen. Eine Dolmetscherin ist dabei, die das, was in Spanisch oder Englisch nicht verstanden wird, ins Deutsche übersetzt. In einem gemeinsamen Bummel durch die umliegenden Gassen wird erklärt, wo man Trinkwasser kaufen kann, Geld wechselt, Briefmarken bekommt, etc.
Etwas was uns sehr angenehm auffällt: Man fühlt sich in Havana sicher und das egal wo man geht, egal zu welcher Tageszeit, ob tagsüber oder mitten in der Nacht, ob im größten Getümmel oder abseits der belebten Passagen. Man wird natürlich immer mal gefragt, ob man ein Taxi braucht oder Erdnüsse, Cigarren oder in eine Restaurant kommen möchte. Kein Problem, mit einem ?Gracias? wird man diese ?Verkäufer? in der Regel schnell wieder los.
Tanzen. 3 Stunden täglich bekommen wir Tanzunterricht, entweder von 10 bis 13 oder von 14 bis 17 Uhr. Dazu wird man eine halbe Stunde vorher mit einem Gruppentaxi eingesammelt und in den grünen Stadtteil Almendares gefahren. Dort in einer Konzert- und Freizeitanlage treffen wir ideale Bedingungen an. Ein großes Freidach schützt nicht nur vor der Sonne, sondern auch vor tropischen Regengüssen, die im Oktober an der Tagesordnung sind. Und für die Welcome- und Abschiedsparties, die hier regelmäßig stattfinden, ist nebenan ein großer Pool...
Nach einem Begrüßungssnack lernen wir hier auch unsere Tanzpartner kennen. Ein großes Team von über 20 Tanzlehrern stellt sich vor und zeigt alle möglichen Varianten cubanischen Tanzes, der weit mehr als nur Salsa zu bieten hat. Son, ChaCha, Rumba in diversen Spielarten und natürlich die Salsa und Salsa-Rueda werden von den Lehrern präsentiert und zwischendrin erfolgen erste Tänze mit uns... Da wird schnell festgestellt, in welchen Leistungsstufen wir zu Hause sind. Und das ist gut so.
Jeder bekommt seinen persönlichen Lehrer zugeteilt und diese gehen sehr engagiert und einfühlsam mit unserem tänzerischen Können um. Die Damen haben es, wenn sie sich denn gut führen lassen, naturbedingt leichter, denn die Männer müssen die Figuren im Hinterkopf haben. Somit haben die Damen sehr oft und viel Rueda getanzt und eine Unzahl von Figuren erlebt...
Die Männer hingegen (wir waren zu dritt) bekamen von den nimmermüden weiblichen Tanzlehrern ohne Ende Figurenmaterial eingetrichtert. Und immer wieder üben, üben...
Üben heißt, man tanzt im Grundschritt und dann werden Figuren angesagt, wie später in der Rueda, und dann muss "Mann" die tanzen, bzw. zielsicher führen. Dass mir dabei die spanischen Begriffe zunächst alle gleich vorkamen und erst nach und nach Ordnung in Begriffe und zu tanzende Figuren kam, dass ging Gott-sei-dank nicht nur mir so. Auch unser (L)Eidgenosse vertanzte sich zu meinem Trost nicht nur einmal, jedoch stellte ich mich deutlich dämlicher an, was der Sairi, so hieß meine persönliche Tanzlehrerin, die Laune aber nicht verderben konnte. Wenn ich mal eine Auszeit brauchte, weil grad alles im Kopf schwirrte, tanzten wir einfach so, und sie sang aus voller Inbrunst die Salsahits mit. Es machte eine Riesenlaune, zumal zum Ende doch immer was hängen blieb und wenn dann die große Rueda zum Tagesabschluss getanzt wurde, waren die Mühen vergessen. Fazit: "Mann" hats schwerer als Frau, aber man lernt tänzerisch was und der Spaß kommt nicht zu kurz.
Bevor man das Taxi bestieg, um wieder in die Unterkünfte zu fahren, wurde ausgemacht, wo man denn Abends tanzen möchte. Das Taxi zur Abendlocation wurde von Alex organisiert und man wurde zum verabredeten Zeitpunkt eingesammelt. Ca. 1 Cuc Taxigeld pro Nase, das war stets eine preiswerte Beförderung. Ein Service den man ViaDanza nicht hoch genug anrechnen kann, denn egal in welchen Club es ging, es kamen immer auch eine ganze Reihe Tanzlehrer mit. Somit musste niemand auf Mauerblümchen machen, niemand blieb am Rande sitzen. Reih um wurde man aufgefordert und unsere Damen erfreuten sich des öfteren auch an "Nichttanzlehrern", spricht Normal-Cubanern, die sie zum Tanz aufforderten. Das angenehme dabei: In der Regel tanzt man/frau einen Tanz und geht dann wieder zu seinem Platz. Lästige Kletten gibt es eigentlich nicht, zumindest nicht, wenn man es nicht will.
Auch waren wir im Casa de La Musica (Centro) bei ?Manolito Simonet y su trabuco? zu einer Matinee, die um 17 Uhr beginnt und um 21 Uhr endet. Eintritt 10 Cucs (ca. 8 Euro). Manolito war im Nov 2011 auf Europatournee und wir haben ihn schon vorab genossen. Auch hier wurden wir von den Tanzlehrern begleitet, die zum Schluss die ausgelassene Form des Timbatanzens zeigten. Eine Art Gruppentanz mit heftigem Körperkontakt und Bewegungen, die ? naja ? ähmm... Man braucht schon eine gewisse Fitness und eine ordentliche Portion Toleranz schadet auch nicht. Wer beides hat, hat jedenfalls richtig Spaß.
Die Tage vergingen wie im Flug, und auch ohne ViaDanza-Begleitung blieben die tänzerischen Erlebnisse nicht aus. Egal ob in der Snack-Bar eine Band spielte und wir dazu tanzten, oder abends im schicken Florida Hotel. Tanzen gab es reichlich. Schon das Zuschauen war beste Unterhaltung, gaben sich doch richtig gute Tänzer gerne eine Stelldichein, und um eine Show zu Tanzen, darum waren Sie auch nicht verlegen.
Mitten in den zwei Wochen, war das ?Bademodul? angesagt. 6 von uns fuhren mit einem Bus und doppelter Viadanza Begleitung nach Trinidad in den Süden der Insel. Wir logierten im Las Cuevas, einem Apartmenthotel oberhalb Trinidads mit z.T. traumhaften Ausblicken über Ort und Meer. Unsere Begleiter zeigten uns die Sehenswürdigkeiten. Zwei Tage verbrachten wir am weißen Strand, der am besten mit Taxis zu erreichen ist. Einen Tag machten wir einen von Alex organisierten Reitausflug, der uns die wunderbare Landschaft der Umgebung näherbrachte. Unter einem natürlichen Wasserfall nahmen wir ein Bad, bevor es auf den ?Automatik-Pferden? wieder zurück ging. Ein tolles Erlebnis, auch wenn so manch Ungeübten der Hintern am Abend ordentlich zwiebelte. An einem anderen Abend gab es Lobster in einem recht versteckt liegenden Restaurant. Alles unter treffsicherer Führung unserer beiden Viadanza-Begleiter.
Das Hotel in Trinidad war sauber und konnte mit Ruhe aufwarten, auch wenn die Klimaanlagen dazu abgeschaltet werden mussten. Essen und Trinken entsprachen dem landesüblichen Standard. Fleisch, Fisch, Obst, wenig Gemüse, wenig Fisch, Bohnen mit Reis, Reis mit Bohnen... und Gewürze beschränkten sich auf Salz, Pfeffer und Ketchup, Aber wer fliegt schon wegen des Essens hier hin...
Tanzen in Trinidad? Na klar: Die Abende in Trinidad warten mit tollen Bands auf, die in den Straßen und auf "Welterbe"-Treppen aufspielten, die von zahlreichen Touristen und Einheimischen bevölkert waren. Afro-Cuban-Shows und Musik noch und nöcher. Hier wurde getanzt, was die Schuhe hergaben und die Atmosphäre unter freiem Himmel war einfach genial. Einheimische und Besucher mischten sich auch beim Tanz, und egal welches persönliche Tanzlevel mitgebracht wurde... es sah einfach gut aus.
Zurück in Havana wurde die Drehzahl "Tanzen" erhöht, neben den drei Stunden Unterricht gab es nun Parties am laufenden Band. Die Abschiedsparty am Pool erfreute zusätzlich mit leckerem Essen, diversen Cocktails und viel Klamauk untereinander. Man beschenkte sich gegenseitig zum Abschied. Dass am letzten Tag der Himmel seine Schleusen öffnete passte zur allgemeinen Unlust, die Heimreise anzutreten.
Fazit: Viadanza kümmert sich vorbildlich um seine Tanzfreunde. Tanzen ist denn auch der unbestrittene Schwerpunkt bei professioneller und super freundlicher Betreuung, egal mit welchem Tanzlevel man anreist. Egal ob Unterricht oder Party, alles ist gepaart mit größtmöglicher Portion Spaß. Gourmets und Luxusfans kommen in Cuba nicht auf Ihre Kosten, aber dafür gibt es ja andere Möglichkeiten in dieser Welt. Cuba lebt in seiner Musik.
Und nur das zählt.
Unter gallery.taketoolbase.de/cuba2011/ haben einige Mitglieder der Reisegruppe eine Online-Galerie angelegt, die den o.a. Reisebericht in Bildern beschreibt.
Klaus Neuhaus für SalsaDE.