Ein kleines Märchen für die ganze Familie

Aus einem Beitrag des Forums vom 27.02.2004

 

Es war einmal eine bezaubernde Mulattin, die hieß ?Nos?. Ihr Vater war ein Spanier, die Mutter Afrikanerin. Ihre ganze Leidenschaft galt dem Tanzen. Alle waren von ihrem Temperament, ihrer Eleganz, ihrer Energie und ihrer Lebensfreude begeistert. ?Nos? reiste viel in der Welt umher und überall zog ihr Tanzen die Menschen um sie herum in ihren Bann. Natürlich waren darunter auch viele Männer, denen die Reize von ?Nos? nicht verborgen blieben. So geschah es, dass sie viele kleine Kinderlein zur Welt brachte. Es kommt übrigens nicht nur in der Karibik vor, dass die Kinder nicht alle vom gleichen Vater abstammen. Der eine Vater hieß ?Abmur?, der andere ?Obmam?, der dritte ?Eltsuh?, der vierte ?Gniws?, der fünfte ?Poh Pih? usw. ?Nos? war wie gesagt sehr begehrt und auch sie selbst fand Gefallen an verschiedensten Männern. Die hübschen Kinder waren von schwarzer bis weißer Hautfarbe, in allen Schattierungen. Ein Kind war sehr elegant, das andere besonders sportlich, das nächste von großer Musikalität und wieder ein anderes konnte sich bewegen als hätte es Gummigelenke ... Und wenn sie auf den ersten Blick doch sehr unterschiedlich waren, so waren sie allesamt tanzbegeistert und immer, wenn sie diesen ansteckenden Rhythmus hörten, konnten sie nicht aufhören zu tanzen. Natürlich jedes auf seine Weise, denn sie wurden nicht nur durch die Mutter, sondern auch durch den Vater und das kulturelle Umfeld geprägt.

 

Jedes Kind verkörperte einen eigenen Tanzstil und jedes war mit seinem Leben zufrieden. Lange Zeit wussten diese Kinder nichts von der Existenz der anderen Geschwister, denn sie waren wie gesagt auf der ganzen Erde zerstreut und nicht nur durch die geografische Distanz, sondern z.T. auch durch hohe Mauern voneinander getrennt.

 

Als die Welt immer näher zusammen rückte, entdeckten sie, dass sie keine Einzelkinder waren. Immer mehr Brüder und Schwestern kamen zum Vorschein und sie mussten erkennen, dass auch andere zu diesen feurigen Rhythmen tanzen konnten. Sie bemerkten auch, dass sie sehr unterschiedlich waren und Mühe hatten, miteinander zu tanzen. Neid und Missgunst breiteten sich aus. Jedes dieser Kinder nahm für sich in Anspruch, den wahren Charakter dieses Tanzes auszudrücken und das Erbe der Mutter besser zu repräsentieren. Was die anderen machten, war immer irgendwie verkehrt wie die Vornamen ihrer Eltern. Eine Zeitlang rieben sie sich auf in zermürbenden Grabenkämpfen. Erst als sie vom Kämpfen alle erschöpft waren, begannen sie zu erkennen, dass dieser Weg sie nicht weiterbringen konnte. Sie begannen zu akzeptieren, dass sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit zusammen gehörten. Auch wenn der eine Bruder vielleicht etwas dominanter, die andere Schwester etwas leidenschaftlicher war oder die nächste über eine besonders ausgefeilte Technik verfügte, so hatte doch jede/r ihre/seine unverwechselbaren Qualitäten. Sie erkannten, dass sie dank ihrer unterschiedlichen Talente zusammen viel stärker waren als allein und sie gaben sich fortan Mühe, miteinander zu tanzen und lernten dabei viel voneinander. Je besser sie einander kennen lernten, umso mehr wuchs ihre Liebe zueinander und indem jeder dem anderen etwas gab, wurden sie schließlich alle reicher an Wissen und Erfahrung. Erst jetzt wurden sie endgültig zu einer richtigen Familie.

 

Geben wir dieser Familie den Namen ?Salsa?.

 

(übermittelt von Thyo aus FFM)